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Unsere Pferde

Zu Intuition Pferd gehören natürlich nicht nur wir Menschen, sondern auch ein ganze Reihe sehr besonderer Pferde. Hier möchten wir euch vorstellen, wer bei und mit uns lebt und wie unsere Gefährten den Weg zu uns gefunden haben:

Shalina

Berichtet von: Bettina

Alles begann am 19. Oktober 2016. An diesem Tag rief mich meine Schwester Jana, angehende Tierärztin, aus der Tierklinik an und erzählte mir von Shalina. Eine schwarze Araberstute mit einer schweren Autoimmunerkrankung an den Augen, blind. Vier Wochen sei sie schon in der Klinik, wochenlang ohne Erfolg behandelt, aber seit einigen Tagen seien sichtbare Verbesserungen eingetreten. Trotzdem wollte die Besitzerin die Behandlung nicht fortsetzen, weil sie nicht an eine Besserung glaubte. Sie verlangte, dass Shalina eingeschläfert werden sollte, auch, wenn die Tierärzte dafür keinen Grund sahen.

Jana hatte sich sehr in das Pferd verguckt, musste sie doch drei Monate vorher ihre eigene Stute einschläfern lassen, und bat mich eindringlich, Shalina zu helfen, sie zu retten. Ich war wie gelähmt. Erst vor zwei Wochen hatte ich meinen geliebten Jarib wegen einer Autoimmunerkrankung an den Augen (eine andere Erkrankung als bei Shalina) gehen lassen müssen. Unendlich viele Monate zwischen Angst, oft täglichen Klinikbesuchen, der weltweiten verzweifelten Suche nach Heilungsmöglichkeiten und meiner Verantwortung für Jarib hatten mich ausbrennen lassen. Ich glaubte, es nicht schaffen zu können, nicht aushalten zu können, durch Shalina jeden Tag an Jarib erinnert zu werden. Alle Ersparnisse für Jaribs Behandlung ausgegeben, ganz schlicht: ich hatte auch kein Geld mehr, weitere Kosten decken zu können.

Ich versprach Jana, einen Platz für Shalina zu finden, aber so sehr ich mich bemühte, es fand sich einfach keine Möglichkeit. Es hat mir den Schlaf geraubt, ich dachte, ich sei schuld, wenn Shalina nicht weiter leben dürfte - auch nicht auszuhalten. 

 

Ich musste was tun. Ich habe eine liebe Freundin, Barbara Risthaus, gefragt, ob sie mich finanziell unterstützen könnte. Noch heute bin ich dankbar für ihre sofortige Reaktion: Natürlich! Damit war die Entscheidung für Shalina gefallen, ein sofortiger Anruf in der Klinik war Gott sei Dank gerade noch rechtzeitig. Die Tierärzte waren gerade auf dem Weg, Shalina einzuschläfern. Nicht weil sie wollten, sondern weil die Besitzerin nicht bereit war, weitere Kosten für ihr Pferd zu tragen.

Es bedurfte einer unheimlichen Überzeugungsarbeit von Seiten der Tierärzte, der Mitarbeiter und uns, dass die Besitzerin letztendlich doch zustimmte, Shalina bei uns eine Chance zu geben. Mit einem Schutzvertrag ging Shalina in unseren Besitz über.

Wir haben Shalina am gleichen Tag besucht, das erste Mal, dass ich sie gesehen habe. Ich war so erschrocken von dem Anblick ihrer Augen, aber gleichzeitig stand da eine wunderschöne Stute, die so dankbar war, dass sie besucht wurde. Obwohl sie mich nicht kannte, hat sie gewiehert und mir die Hände abgeleckt. Zu dieser Zeit war sie noch komplett blind, die Hornhaut hatte sich an beiden Augen abgelöst. Aber die Tierärzte waren zuversichtlich, dass es heilen wird.

Mir graute vor den weiteren Kosten, denn natürlich musste Shalina in der Klinik bleiben. 

 

Jeden Tag haben wir sie besucht, nach vier Tagen kannte sie unser Auto, und hat laut gewiehert, wenn sie es gehört hat. Wir sind trotz ihrer Blindheit mit ihr spazieren gegangen, haben ihr Mash gebracht, sie geputzt und ihr beigestanden, wenn die sehr schmerzhaften Behandlungen anstanden, haben ihr die Augen mit einem Waschlappen gekühlt, wenn die Schmerzen ganz schlimm waren.

Am 08.11.2016 durften wir Shalina nach Hause holen. Nach einem Monat in der Box, aber natürlich mit täglich kontrolliertem Pferdekontakt mit unserem verwitweten Schaffin, konnten wir sie dann endlich im Offenstall integrieren. Schaffin war und ist bis heute glückselig, dass er wieder eine Gefährtin an seiner Seite hat, auch wenn Shalina ziemlich bestimmend mit ihm umgeht.

Dann ein weiteres Wunder: Eine weitere Freundin, Evelyn Luft-Gautzsch , die die ganze Geschichte mitbekommen hatte, erklärte sich bereit, die gesamten Klinikkosten zu übernehmen. So waren wir ein Vierfach-Rettungsteam: Evelyn, Barbara, Jana und ich. Shalina ist heute eine sehende, glückliche, lebensfrohe, reitbare und belastbare Stute, auch, wenn vor einiger Zeit die Autoimmunerkrankung nochmal aufgebrochen ist. Wir haben sie in der Klinik behandeln lassen, sie konnte abends auch immer wieder mit nach Hause, und das Auge ist wieder abgeheilt.

 

Ich bin glücklich, dass Shalina bei uns ist, dass ich so viele selbstlose Helfer an der Seite hatte, und dass sich der Weg gelohnt hat. Und ich durfte etwas Wichtiges für mein Leben lernen:

 

Entscheide dich für das, was dir am Herzen liegt, auch wenn die Situation noch so unlösbar erscheint.

Es werden sich immer Wege finden für eine Lösung. Habe Vertrauen in dich und deine Menschen, die um dich sind.

Shalina

Belcanto

Berichtet von: Carola

Heute darf ich euch meine Geschichte von Belcanto erzählen. Ich, Carola, die andere Hälfte von Intuition Pferd. Zugegeben, bisher habe ich mich gerne im Hintergrund gehalten, aber Bettina und unser Team meinen, dass es an der Zeit wäre, dieses zu ändern. Das tue ich hiermit.

Es geht um meinen mittlerweile 16-jährigen Traberwallach Belcanto, aber auch um mich, meine Entwicklung, meine Freundschaft zu Bettina und unseren gemeinsamen Traum. Und wie eigentlich immer war und ist es nie ein Zufall gewesen, sondern Fügung, gemeinsame Wege , die vorgezeichnet sind und von denen ich 2014 noch so gar keine Ahnung hatte.

Damals ging es mir so gar nicht gut. Schwer traumatisiert und gefangen von einer posttraumatischen Belastungsstörung war ich auf der Suche nach einem Halt in meinem Leben. Pferde hatten auf mich schon immer eine magische Anziehungskraft. Leider durfte ich als Kind nie in den Stall. Aber die Sehnsucht nach Verbindung war da. Bei einer lieben Freundin durfte ich mein erstes Pflegepferd Frido betreuen, leider blieb uns nicht mehr viel gemeinsame Zeit und wir mussten ihn gehen lassen. Nebenher habe ich Reitunterricht genommen, allerdings war mir die gemeinsame Zeit viel wichtiger. Und mir wurde immer klarer: du brauchst ein eigenes Pferd. Du wagst es, auch wenn du wenig Erfahrung hast, es wird dich retten.

Ich machte mich auf die Suche. Es sollte kein junges Pferd sein, lieber ein ruhiges, liebes Tier. Nicht zu groß. Gesund. Kein Vollblut. Viele habe ich mir angesehen, doch es war nie DAS Pferd dabei. Und irgendwann entschied ich, dass mich das richtige Pferd finden wird. Ich hörte auf, mich durch die Verkaufsanzeigen zu scrollen und wartete ab.

Schon ein paar Tage später rief mich meine damalige Reitlehrerin an (sie hat mich wirklich sehr unterstützt und ermutigt) und sagte, eine Freundin wolle ihren 10jährigen Traber verkaufen. Stockmaß 1,72 m, Vollblut und auf einem Auge blind. Alles, was ich nicht wollte. Aber da es wirklich nur ein Ort weiter war, dachte ich mir, kann ich mir ihn ja wenigstens anschauen. Gesagt, getan. Ich machte mich am nächsten Tag auf den Weg. Aus seiner Box heraus hat er mich angeschaut mit seinem einen Auge. Unsere Blicke trafen sich und wir wussten beide, wir sind füreinander bestimmt. In der Box hat er seinen Kopf an meinen Bauch gelehnt und wir standen fast 20 Minuten so beieinander und natürlich war die Entscheidung gefallen, ich würde ihn kaufen.

Bis ich einen Stall für ihn besorgt hatte, erlaubte mir die Besitzerin, ihn jeden Tag zu besuchen, damit wir uns schon mal kennen lernen konnten. Sie gab ihn ab, weil er einfach kein Dressurpferd war und ihm natürlich reiterliche Prüfungen Schwierigkeiten machten. Sie aber gerne in den Turniersport wollte. Belcanto war sehr gestresst und unruhig, da ich aber selber noch so unsicher war, konnte ich ihm die so notwendige Sicherheit nicht geben. Es war sehr schwer in der ersten Zeit.

Kaum, dass ich ihn zu mir geholt hatte, bekam er auf dem blinden Auge (es war noch in der Höhle) wieder einen Schub der periodischen Augenentzündung. Was eine Quälerei für ihn. Ich entschloss, dass Auge rausnehmen zu lassen, damit er endgültig Ruhe hatte. Die Vorbesitzerin fand es schicker, das Auge drin zu lassen, für mich keine Option, wenn er doch dadurch leidet.

Wir kamen miteinander zurecht. Aber ich hatte auch gehörigen Respekt vor ihm, und er hat sich halt selber gesichert, war schreckhaft, ist in mich reingesprungen, war manchmal unberechenbar, dann aber auch wieder ganz weich, zugewandt, liebevoll.

 

Und dann bekam ich die Gelegenheit an meinen Wunschstall zu wechseln. Dort war ich schon so oft am Tag der offenen Tür zu Besuch gewesen. Hatte Bettina dort mit ihrem Jarib während einer Freiheitsdressur gesehen, beobachtet, wie sie ihn völlig frei durch die Menschenmenge dirigierte. Diese Verbindung zwischen Mensch und Pferd hatte ich noch nie gesehen, und genau das war mein Traum mit Belcanto. Ich habe an der Bande gestanden und geweint. In diesem Moment hat mir Bettina völlig unbekannt und unwissend meine tiefsten Wünsche gezeigt.

Der Stall Schlüter, an dem auch Bettina ihre Pferde stehen hatte, an dem sie Bodenarbeit unterrichtete und wo die Pferde wirklich so artgerecht gehalten werden. Ich habe mich sehr wohl dort gefühlt, aber es hat ein weiteres Jahr gedauert, bis ich Bettina tatsächlich ansprechen konnte und sie endlich auch Zeit hatte, mich zu unterrichten.

Schon in der ersten Einheit wurde mir so viel klar, alles neu erlernte habe ich sofort in den Alltag integriert. Belcanto und ich haben sehr schnell Fortschritte gemacht und dadurch eine Nähe aufgebaut, die unsere Seelen berührt.

Und auch Bettinas und meine Seele haben sich berührt, so viele Gemeinsamkeiten, gleiche Ansichten und die unabdingbare Liebe zu den Pferden haben eine tiefe Freundschaft entstehen lassen. Durch sie durfte ich lernen, meinen Platz im Leben einzunehmen, zu wachsen und heil zu werden. Aber auch, wie wahre Kommunikation mit den Pferden funktioniert, wie Pferde sprechen, was sie brauchen. Gemeinsam haben wir uns in das Projekt Intuition Pferd gestürzt, als Bankerin kann ich ihr den wirtschaftlichen Teil abnehmen. Mit dem gemeinsamen Stall haben wir uns einen weiteren Traum erfüllt.

Und Belcanto? Nun begleitet er mich schon fast sieben Jahre, und ich begleite ihn. Wir vertrauen einander, er ist zum absoluten Verlasspferd geworden. Wir arbeiten viel frei miteinander und er reagiert auf jede kleinste meiner Bewegungen. Liebevoll und zufrieden schaut er mich mit seinem Auge an und ist mein Fels in der Brandung. Ich liebe ihn. Durch gezieltes Training ist er gesund, super bemuskelt und genießt das Leben mit Eliott, Toni und Amari im großen Offenstall.

Heute unterrichten Bettina und ich oft gemeinsam auf den Kursen. Das macht mich sehr stolz und bereitet mir eine unglaubliche Freude. Ich möchte jeden anstecken mit der Begeisterung für diese feine Arbeit, die eine so unglaubliche Entwicklung möglich macht für Pferd und Mensch.

Oft stehe ich staunend vor meinem heutigen Leben. Und ich möchte jedem einzelnen Mut machen, an seine Träume zu glauben und darauf zu vertrauen, dass sich die richtigen Wege, Menschen und Tiere finden. Ich bin sehr, sehr dankbar für Bettina, unseren Traum, unsere Pferde, Hunde, Katzen und all die lieben Menschen, die uns auf unserem Weg begleiten und unterstützen.

Belcanto

Amy

Berichtet von: Carola

Vom Beritt- zum Intuition Pferd-Pferd

Amy kam Anfang Februar 2021 als Berittpferd zu uns, weil sie sich durch einen Unfall im Alltag (bei dem sie sich eine Rippe angebrochen hatte) durch professionelle Bereiter nicht hat anreiten lassen, sondern mit unkontrolliertem Bocken und Steigen reagierte. Erst im Nachgang haben wir erfahren, dass Amy mit Schlaufzügeln angeritten wurde. Im zweiten Beritt schlussendlich hat sie sich unter Sedierung und mit Schlaufzügeln mit dem Reiter überschlagen.

Schon in den ersten Tagen haben wir gemerkt und gefühlt, wie sehr Amy von diesen Erlebnissen traumatisiert wurde. Im Verlauf der Arbeit wurde immer klarer, dass ein wesentlich längerer Heilungsprozess vor ihr liegt, als eigentlich mit der Besitzerin angedacht war. Grundlegend war zuallererst, Amy aus ihrem Schock zu holen, ihr zu zeigen, dass sie den Menschen wieder vertrauen kann, dass es ein schönes, liebevolles und faires Miteinander gibt, bevor überhaupt ans Reiten zu denken war.

Zeit und Geduld waren gefragt. Und natürlich ärztliche Abklärung ihres Gesundheitszustandes. Wir haben ihren Rücken röntgen lassen und letzte Entzündungsprozesse mit dem Omnitron behandelt. In dieser Zeit hat die Besitzerin entschieden, dass ihr das Vertrauen in Amy fehlt und dass die wohl viel länger dauernde Regenerationszeit eine zu hohe finanzielle Belastung für sie darstellt. Nach ihren Möglichkeiten sollte Amy als Pachtstute zu einem Züchter gehen und Fohlen bekommen.

Uns hat das sehr traurig gemacht, gerade weil Amy so ein menschenbezogenes Pferd ist. Als Pachtstute wäre sie ein Pferd von vielen Pferden. Und sie hat in ihrem jungen Leben doch eigentlich nichts falsch gemacht… sie hat nur gezeigt, dass sie aufgrund von Schmerzen keinen Reiter tragen konnte und es war nicht ihr Fehler, dass darauf keine Rücksicht genommen wurde.

So haben wir hin und her überlegt, was wir tun können, wohl wissend, dass Amy vor allen Dingen bei uns die Chance hat, ihr Trauma zu überwinden und irgendwann auch ein verlässliches Reitpferd zu werden (und davon sind wir überzeugt)

Letztendlich habe ich die Entscheidung getroffen, und der Besitzerin angeboten, Amy zu kaufen. Und was wirklich toll war: sie war glücklich, dass Amy bei uns bleiben kann und hat innerhalb von zwei Tagen den Kaufvertrag unterschrieben.

Nun bin ich also stolze Besitzerin einer wunderschönen, menschenbezogenen Trakehnerstute, und ich muss sagen, es fühlt sich unglaublich an. In den letzten Monaten haben wir sie in die Arabergruppe mit Sam, Shafin und Shalina integriert, sie durfte einfach Pferd sein und mit uns den Alltag leben. Keine Anforderungen, liebevoller, aber wie bei allen unseren Pferden konsequenter Umgang, Putzen, Kraulen, Ansprache. Weitere Behandlungen mit dem Omnitron.

Und schon heute können wir sagen: es hat sich so gelohnt.

 

Im Alltag ist Amy mittlerweile völlig entspannt und genießt die gemeinsame Zeit mit uns.  War das Longieren im März 2021 noch eine Katastrophe mit über die Schulter steigen, sich in die Longe eindrehen, rennen, vor Stress äppeln und das von der Aufstiegshilfe aufsteigen undenkbar, macht sie uns nun unglaubliche Geschenke. Amy freut sich auf die gemeinsame Arbeit, lässt sich an Halfter und Kappzaum lieb longieren, ohne Stress oder Rennerei.  Sie kommt auf Handzeichen an die Aufstiegshilfe heran, lässt Bettina sitzen und ist dabei entspannt. Auch das Reiten wird mehr und mehr möglich.

Aber versteht uns nicht falsch: Es geht uns nach wie vor nicht ums Reiten als solches! Es geht uns darum, dass Amy Vertrauen in sich und ihre Entscheidungen bekommt und ihr Trauma überwinden kann. Und sie ist auf einem tollen Weg. Nur das macht uns unheimlich glücklich und wir sind so stolz auf unser Mädchen.

Wir freuen uns auf den weiteren gemeinsamen Weg mit Amy und sind gespannt, was wir miteinander erleben dürfen. Eins ist nur wichtig: Amy bestimmt Zeit und Tempo.

Amy
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